Donnerstag, 4. November 2010

Teil 5, Nouadhibou - und weg!

Langsam wird es Zeit für die Rückfahrt. Erstens habe ich in Mauretanien ein latent-ungutes Gefühl was die Sicherheit betrifft (trotz der massiven Polizeikontrollen) und zweitens geht mir auch langsam das Geld aus... So mache ich mich hier und jetzt auf den Heimweg.













Schade, dass wirklich alle Reisenden, welche ich kennenlernte, auch so oder ähnlich über Mauretanien denken. Augen zu und durch!


Ausserdem gab mir mein Dieselchen auch irgendwann das Signal zur Rückkehr:






Es hat tatsächlich etwas gedauert, dass ich meine versifften Schuhe und zugeölten Motor zu etwas völlig harmlosem zuordnen konnte: Beim letzten Mal Öl nachfüllen habe ich den Stöpsel nicht richtig zugedreht... peinlich, peinlich. Allerdings quillt die Gummidichtung auch von Mal zu Mal mehr auf. Der Stöpsel muss alleweil mit mehr Gewalt zugedreht werden. Sonst gibt es gratis Ölung auf meine Stiefelchen!

Manchmal fühlt man sich wie ein...

Und noch so eine schöne Tankstelle:


Ein wirklich tolles Highlight ist auch der Stadt Tanger eingefallen. Sie lässt einen neuen Hafen weitab der Stadt bauen (Tanger Med, 54 km vom alten Hafen entfernt) Und natürlich wurde jegliche Information darüber vermieden. So kam also die Fähre der GNV zum allerersten Mal (29.10.2010) in Tanger Med an. Nicht zu vergessen, dass auch wirklich alle Reisenden erstmal beim alten Hafen eine Ehrenrunde gedreht haben. Und wer dann auf den letzten Drücker gekommen ist, hat sich dann hurtig auf die 54 km Küstenstrecke zum neuen Hafen bewegt... Das hat dann bis 23.30 gedauert. Ähhh, die Abfahrt wäre übrigens um 18.00 gewesen. Ganz grosses Kino!!!


That's it. Hat jemand eine Idee für die nächste Ausfahrt??










Und fast vergessen, das Fazit. Hier nun also...

Die Maschine (Sommer Diesel 462)

Bei fast 9500 gefahrenen Kilometern hatte ich keine einzige Panne, auch keine Vibrationsrisse oder sonstigen Kleinigkeiten. Auch mein selbst konstruierter Gepäckträger für die Alubox, dieses Jahr einfach über dem Beifahrersitz, hält. - Dank der nicht vorhandenen Hebelwirkung auch hier keine Risse. Werde ich bei zukünftigen Touren einfach wieder dranschrauben.

Ölverbrauch auf 9500 km: Fast einen ganzen Liter 10W/40 habe ich gebraucht. Keine Ahnung, ob das jetzt viel ist. Mir scheint es aber OK. Denn die Maschine wurde schon dauerhaft gequält.

Reifen: Vorne ein Heidenau Classic. Der hält jetzt schon die zweite Marokko-Tour. Kriegt langsam Sägezähnchen. Hinten ist ein Avon Speedmaster, ebenfalls schon die zweite Tour unterwegs. Und was soll ich schreiben: Das verdammte Ding will einfach nicht kaputt gehen. Es sind noch mehr als 2 mm Profil drauf. So mässig das Kurvenverhalten ist (no racing, please!) so sensationell ist der minime Abrieb. Jederzeit wieder, wenn die Reise ein bisschen weiter gehen soll als zur nächsten Disco! Ich weiss nur noch nicht, ob ich ihn jetzt aus Mitleid und schlechtem Gewissen schon wechseln soll, oder ob ich nochmals eine (kleine) Afrika-Tour mit fahre.

Fahrwerk, Fahrtauglichkeit: Es mag Zufall sein, dass ich bei Tiefsandstrecken immer problemlos durchgekommen bin. Tatsache ist aber schon, dass mein Begleiter in der Westsahara und Mauretanien, Jason, sich mit der fast neuen Yamaha Tenere zweimal richtig eingesandet und festgefahren hat.

Fahrwerk, Fahrtauglichkeit die Zweite: Ein einziges Mal kam ich in echte Schwierigkeiten: Ein Stück Piste war ziemlich nass (ja, auch das kann es selten einmal geben) Die Reifen haben den ganzen Dreck zwischen ebenselbe und Schutzblech 'mitgenommen' und nicht mehr losgelassen. Der Erfolg war eine totale Blockade innerhalb weniger hundert Meter. Wäre mir das auf einer sehr einsamen Strecke passiert, dann hätte ich echte Probleme bekommen. So war es nur lehrreich, und ich habe ein paar Berber der Umgebung helfenderweise kennengelernt.

Langstreckentauglichkeit: Leider muss Jason mit der Tenere schon wieder herhalten. Und zwar folgendermassen: An zwei Tankstellen hintereinander war kein Sprit mehr erhältlich, nur noch Diesel. Also war ich mal wieder der Glückspilz. Trotzdem sind wir dann mit mässigen 70 km/h zur nächsten Tanke gehoppelt, damit eben Jason spritsparend dieselbe überhaupt erreichen konnte. Ich will jetzt mal gehässig den direkten Vergleich angehen: Mit dem Tenere-'Spucknapf' kommt man so ca. 450 bis knapp 500 km und ist auf teuren Sprit angewiesen. Mit der Sommer Diesel 462 habe ich einen Radius von etwas mehr als 600 km und eine bessere Verfügbarkeit des Treibstoffes in der Sahara. Ein Vergleich mit den edelsten und neuesten BMW's würde wahrscheinlich ebenso eindeutig ausfallen... Breiten wir darüber das Mäntelchen des noblen Schweigens! Der Liter Diesel kostet in Marokko im Oktober 2010 übrigens ungefähr 0.70 EUR, in der Westsahara etwas weniger als 0.50 EUR. Sprit wäre einiges teurer.

Motorleistung/Geschwindigkeit: Was die Sommer Diesel-Maschine in Europa manchmal etwas wenig an Leistung hat, reicht in afrikanischen Ländern alleweil, um vorne mitzufahren. Schneller als 90 km/h ist hier kaum jemand. Das wäre den meisten zu teuer vom Verbrauch her. Zum andern ist es einfach gefährlicher als in Europa, weil die Strassen (inklusive Autobahnen) von allen anderen Verkehrsteilnehmern inklusive Kamele, Esel, Pferdefuhrwerke relativ unkontrolliert und unkonventionell benutzt werden.

Elektronik (nicht vorhandene) Ich nehme einmal pauschal an, dass nicht vorhandener Technik Schnick-Schnack einen wesentlichen Bestandteil daran hat, dass mir an der Maschine nix verreckt ist. Ach ja, in fast jedem afrikanischen Land gibt es übrigens auch eine Hatz-Vertretung. Inwieweit Teile zur Verfügung stehen, konnte ich aber leider infolge der Unkaputtbarkeit meiner Maschine nicht antesten. Was an Royal-Enfield Teilen an der Maschine ist, lässt sich alles schweissen oder überbrücken. Von der 'indischen Seite' des Motorrades sehe ich also auch keine Probleme. Obwohl mir auch da nichts in's Nirwana hinüber gewandert ist.

Ach ja, einen Defekt habe ich allerdings doch noch gefunden: Wenn ich die Kupplung voll durchziehe, leuchtet das Fernlicht auf. Das ist völlig unlogisch, ich weiss. Ist doch die Kupplung mechanisch und hat mit Strom aber auch rein gar nichts zu tun. Wird wohl irgendwo am Kabelbaum beim Ziehen der Kupplung sich etwas Richtung Masse bewegen. Jogi wird es herausfinden.

Eine bessere Langstreckenmaschine als die Sommer Diesel? Kenne ich nicht!!