Sonntag, 2. März 2008

Vom Testfahren im Winter

Motorradfahren im Winter kann schön sein... Zur Vorgeschichte: Jogi hat mich angefragt, ob ich die neue Motordichtung für die Hatz ausprobieren kann. Klar kann ich. Es sind ja auch noch Resturlaubstage zu verbraten. Also kurz auf und davon, goil! Mir tönen noch die Worte im Ohr: Komm mir ja nicht zurück mit weniger als 5000 km! Das sollte ja wohl kein Problem sein: Schnell Frankfurt - Gibraltar und zurück. Dazwischen noch die Oldies in Alicante besucht und sonst noch weitere Verwandtschaft in Malaga, no problem...


Erstens kommt es anders... Bereits in Karlsruhe bemerkte ich einen total verölten linken Stiefel. Das ist ja im Prinzip eine feine Sache, der Stiefel ist jetzt sowas von wasserdicht. Leider aber kann man das vom Motor nicht behaupten! Zu meinem grossen Entsetzen sehe ich noch 4 Schrauben am Motordeckel NICHT. Aua! OK, schnell nach Hause gedüst. Bis dahin haben dann noch zwei Schrauben das Weite gesucht.Das Moppedsche habe ich gleich beim Jogi abgeladen, auf dass er da was unternehme. Hat er auch, am nächsten Tag ging es wieder los.

Mit neuen Motorschrauben, mit neuer Motordichtung, mit neuem Mut :-)) Wieder die gleiche Richtung, nämlich in den Süden. Karlsruhe OK, dann Freiburg i.Br., dann die Schweizer Grenze. Und dann: Öl sifft aus der Dichtung. Diesmal aber zum Glück keine abgescherten Schrauben. Trotzdem bin ich zurückgefahren und habe das Mopped bei Jogilein abgeladen. Jetzt hatte ich aber keinen Bock mehr auf Öl und habe mir meine R51/3 geschnappt. Wieder Richtung Süden...

Tip: Nach der Schweizer Grenze in Basel sollte man zügigst von der Autobahn und dann über verträumte Jura-Strässchen Richtung Mittelland fahren. Ein Hochgenuss. Absolut nie was los, ab und zu sogar noch Schottersträsschen, kleine Wasserfälle, schöne Felsformationen. Es kann dann auch mal passieren, dass ein Strässchen beim höchstgelegenen Bauernhof endet. Trial and error. Und der Weg zurück zur nächsten fahrbaren Möglichkeit eröffnet die Landstrasse nochmals in einer anderen Perspektive. Sowas von schön!



Beim Kumpel übernachtet (vielen Dank, Ueli) und dann Richtung Berner Oberland. Im netten Städtchen Thun habe ich im Army Liq Shop noch ein paar Ex-Schweizer-Militär Ledergürtel und eine hübsche Filzdecke mit Schweizer Kreuz (bin halt immer noch ein kleiner Patriot) geholt.

Dann ging es ab Richtung Kandersteg. Vorher noch einen Abstecher am Blausee. Beim Anblick der vielen Forellen im Teich kriege ich immer Hunger.











Noch ein paar Schnappschüsse, und ja, in der Schweiz sind die Kühe einfach schöner:



Das Ende von Kandersteg. Von da aus geht es nur noch zu Fuss nach Goppenstein (9,5 Stunden Fussmarsch) Ich habe mich dann schweren Herzens (ha ha) dafür entschieden, Den Autoverlad Kandersteg (Berner Oberland) - Goppenstein (Wallis) zu benutzen. Dauer der Zugfahrt ist 10 Minuten im stockdunklen Tunnel. Da ich wohl vertrauenswürdig erschien, durfte ich vorne in der Lok mitfahren. Eine schöne Aussicht




Tja, nach Goppenstein ging es Richtung Brig und dann die schwere Hürde, über den Simplon, 2005 m.ü.M. Das Alles schien problemlos. Wie gesagt es schien so...







Schon Richtung Italien/Domodossala habe ich gemerkt, dass sie die Leistung nicht mehr richtig angenommen hat. War aber alles halb so wild, es ging ja fast nur abwärts. Und dies meist in wunderschönen Serpentinen. Auch im Centovalli war kaum ein Unterschied bis... ja bis ich im Maggiatal angekommen versucht habe, Richtung 'hochzu' zu fahren. Oje, da war kaum noch Leistung aus dem Mopped zu holen. Zu allem Unglück ging es jetzt schon stark Richtung Nacht zu. Was solls, ein Hotel in Maggia habe ich gerade noch gefunden. Das Problem schaue ich mir Morgen an!

Am nächsten Tag war es wieder das gleiche Spiel, der rechte Zylinder liess sich absolut nicht zum Arbeiten bewegen. Zuerst hatte ich ja noch Zündung und Vergaser im Verdacht. Das war aber alles OK. Was aber nicht OK war, waren die Kohlebröckchen, welche mir entgegenkamen, als ich den Ventildeckel abgenommen habe. Eigentlich habe ich auch das Ventilspiel immer zuverlässig eingestellt. Warum also plötzlich bald so um geschätzte 5 - 6 mm Spiel. Da wird doch nicht etwa das Ventil durchgebraten sein??? Aber genauso war es. Verdammter Mist. Da es im Tessin nur eine BMW-Mopped-Vertretung in Giubiasco gibt und die mir garantiert den Vogel zeigen, wenn ich mit einer 55jährigem Maschine antanze, habe ich mich entschlossen, Das Mopped in einer Autowerkstatt zu deponieren und den ADAC zu kontaktieren. Nach bald 11 Jahren Mitgliedschaft einmal den Luxus von Rücktransport des Fahrzeuges und 1.e Klasse im Zug nach Hause fahren auf Kosten des ADAC... Ich wäre zwar lieber mit meinem Mopped zurück als es so schmählich in der Schweiz zu lassen. Es hat nicht sollen sein! Auf jeden Fall waren die Jungs vom ADAC fix mit den nötigen Auskünften und so bin ich einigermassen beruhigt mit dem Eisenbähnle nach Hause gefahren. Einmal einen (Anderen) fahren lassen. Das war schön, aber nächstes Mal will ich wieder alleine weg UND nach Hause kommen.

Nachlese zur Ausfahrt mit der BMW R51/3: Die 2005 Meter auf den Simplon hat mir der rechte Zylinder nicht verziehen. So sah der Kopf nach der Ausfahrt aus:







Obwohl nur der rechte Kopf ein verheerendes Bild zeigt, werde ich beide Köpfe richten lassen. Ich nehme an, dass sonst bald auch der linke Zylinder in die ewigen Jagdgründe eingeht... Leider reicht mein Wissen dazu nicht aus. Auf ein Neues!